Strukturelle Probleme kann man nicht weglachen

Stellungnahme der Grünen Jugend zum Aprilscherz von Bürgermeister Pink

Aus gegebenem Anlass wollen wir, die Grüne Jugend Wolfenbüttel, uns zu dem „Aprilscherz“ des amtierenden Bürgermeisters Thomas Pink äußern.
Als Grüne Jugend streben wir eine ökologische, feministische, antifaschistische und antirassistische Zukunft an. Wir wollen uns nicht nur durch friedliche Diskussionen weiterbilden und verschiedene Perspektiven kennenlernen, sondern sehen uns auch selbst in der Verantwortung Informations- und Bildungsarbeit zu leisten. Dies war auch das Ziel unserer Aktion am 8. März, dem feministischen Kampftag, bei der wir auf die soziale und gesellschaftliche Ungleichheit der Geschlechter in Deutschland und auch hier in Wolfenbüttel aufmerksam machen wollten.
Dazu haben wir Straßen, die nach einflussreichen oder bekannten Männern benannt wurden, umbenannt und weibliche oder geschlechtsneutrale Pendants darunter geklebt. Damit wollten wir aufzeigen, dass das Stadtbild durch vorwiegend männliche Persönlichkeiten geprägt ist, obwohl es genauso wichtige weibliche Persönlichkeiten gibt, die es verdienen, dass Straßen oder Schulen nach ihnen benannt werden. Doch nicht nur bestimmte männliche Personen, sondern auch das generische Maskulinum dominiert bei der Benennung der Straßen. So haben wir, „Weberstraße“ eben mal zur “Weber*innenstraße“ gemacht. Ein Straßenschild mit einem Beispiel dieser Art hielt Herr Pink nur drei Wochen später auf einem Foto vom 1. April in die Kamera, um damit scheinbar seine Belustigung über gendergerechte Sprache zum Ausdruck zu bringen.
Natürlich geht es bei solchen Aktionen nur untergeordnet um die Umbenennung der Straßenschilder, auch wenn dies zumindest ein erster symbolischer Akt wäre. Denn es ist unbestreitbar, dass Sprache und Denken eng miteinander verknüpft sind. Wie wir sprechen, beeinflusst unser Denken und damit unser Handeln. Sprache repräsentiert und schafft unsere Realität. Die Überwindung des generischen Maskulinums bei Personenbezeichnungen mithilfe gendergerechter Sprache ist dabei ein wichtiger Schritt zum Durchbrechen veralteter Denkmuster, in denen die Binarität der Geschlechter vorherrscht. Dabei sollte längst klar sein, dass es eben nicht nur die Kategorien “Mann” und “Frau” gibt.
Das Wort „Gender“ beschreibt dabei das kulturelle, soziale und gesellschaftliche Geschlecht eines Menschen. Wenn also von gendergerechter Sprache gesprochen wird, ist damit die Inklusion von Personen gemeint, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen.
Doch leider ist die Ungleichbehandlung der Geschlechter ein strukturelles Problem, das dringend überwunden werden muss, um langfristig eine gerechte Gesellschaft für alle Menschen jeder Geschlechtszugehörigkeit zu schaffen.
Auch ein durch angepasste Straßennamen und Statuen diverseres Stadtbild trägt dazu bei, das Denken und damit das Handeln der Menschen zu beeinflussen. Man muss kein Mann sein, um einen Nobelpreis zu gewinnen.
Schade, dass Herr Pink Scherze über strukturelle Probleme unserer Gesellschaft macht, anstatt zu ihrer Lösung beizutragen!

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