Das Archiv, das Jürgen Kumlehn seit über 50 Jahren in seinem Wolfenbütteler Privathaus angesammelt hat, war das besondere Ziel der Grünen Ratsfraktion. Im Keller reiht sich Regal an Regal, vom Boden bis zur Decke sind es Bücher, Ordner, Akten, alle penibel gesammelt zu Themen, die der gelernte Elektriker aus persönlicher Betroffenheit heraus der Vergessenheit entziehen wollte. Es geht um die NS-Zeit und um eine angemessene Erinnerungskultur. Dabei spielt die Aufarbeitung der Geschichte dieser Zeit in Wolfenbüttel und im Landkreis eine besondere Rolle. Ortsgeschichte, Presseartikel, Zeitschriftensammlungen, Fotomaterial, Filme, Tonaufnahmen von Überlebenden, Vinylplatten, Judaika sind weitere Aspekte des Archivs, in dem nicht wenige Exemplare kaum woanders zu finden sind. Jede jüdische Familie aus dem Landkreis, die in den Konzentrationslagern der Nazizeit in den Tod geschickt wurde, hat einen eigenen Ordner. Mit einigen Überlebenden bzw. Verwandten, die meistens nun in anderen Ländern leben, ist Kumlehn in Kontakt und engagiert sich dafür, dass die Namen und die Geschichte jedes Menschen nicht vergessen werden. „Wir erinnern uns nicht“, steht auf einem alten Plakat. „Das war für mich der Anlass, etwas zu unternehmen“, erklärt Kumlehn. Das Archiv wird aktuell von Interessierten benutzt. Es kommen Schüler*innen und Lehrer*innen vorbei, die zum Thema etwas ausleihen wollen, es rufen Menschen an, die eine konkrete Frage haben. Doch die Sicherung des Archivs auf längere Sicht macht seinem Gründer Sorgen. Ulrike Krause, Fraktionsmitglied der Grünen im Stadtrat und Kulturausschussvorsitzende, ist sichtlich beeindruckt:
„Es wäre für alle ein Gewinn, das qualitativ hochwertige Archiv von Jürgen Kumlehn an einem für alle öffentlich zugänglichen Ort auf Dauer unterbringen zu können.“
„Ob dies sinnvollerweise in einem Kreisheimatarchiv oder an einem anderen Ort erfolgen sollte, ist zu diskutieren“, ergänzt Fraktionsvorsitzender Jürgen Selke-Witzel, „Die Grünen werden sich im Stadtrat dafür einsetzen, dass das Archiv erhalten und öffentlich zugänglich bleibt!“
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